Adolf I. von Altena

um 1157-15.4.1220
Erzbischof von Köln (1194-1205)(1212-1214)

2. Sohn des Grafen Eberhard von Berg-Altena und der Adelheid von Cuyk-Arnsberg, Tochter von Graf Gottfried I.

Lexikon des Mittelalters: Band I Seite 159
Adolf I. von Altena, Erzbischof von Köln 1193-1205 (* um 1157, † 15. April 1220)

Sohn des Grafen Eberhard von Altena

Vor 1177 Domherr in Köln, 1183 Domdechant, 1191 Dompropst und 1193 Erzbischof als Nachfolger seines Onkels, des Erzbischofs Bruno III. von Berg. Er betrieb beim Kaiser die Freilassung des gefangenen englischen Königs Richard Löwenherz und empfing diesen in Köln Anfang Februar 1194 mit demonstrativen Festlichkeiten. Als Heinrich VI. Weihnachten 1195 in Worms die Königswahl seines 1-jährigen Sohnes Friedrich II. wünschte, beeindruckte Adolfs Ablehnung die nachgiebigen anderen Fürsten. Gegen den kaiserlichen Erbreichplan vom April 1196 ist keine Stellungnahme des - zweifellos unwilligen - Erzbischofs überliefert. HeinrichS VI. Bitte um Taufe und Königssalbung für Friedrich II. an Papst Coelestin III. im Herbst 1196 erklärte sich vor allem mit den sizilischen Unions- und den damit zusammenhängenden Erbverfassungsplänen für das Reich. Hätte Adolf vordringlich um seine Aachener Krönungsrechte gefürchtet, dann hätte er den - übrigens in Abwesenheit des Kaisers - Weihnachten 1196 herkömmlich gewählten Friedrich II. ebenfalls erhoben; seinen Widerstand gab er im August 1197 durch seine Nachkur in Boppard auf. Nach dem Tod Heinrichs VI. erklärte er die Erhebung FriedrichS II. sofort als nichtig, wegen fehlender Taufe und kaiserlichen Drucks bei der Wahl sowie Regierungsunfähigkeit des Kindes. Er bestand auf einer Neuwahl, da sich der Mainzer Erzbischof und Rheinpfalzgraf auf dem Kreuzzug befanden, als seinem Recht und dem des Erzbischofs von Trier, dessen Stimme er kaufte. In Andernach lehnte Ende 1197 Herzog Bernhard eine Erhebung ab; ebenso verzichtete in Köln am 1. März 1198 Herzog Berthold V. von Zähringen. Wegen seiner Schwäche in der eigenen Partei suchte er Verhandlungen mit Philipp von Schwaben. Doch als er von dessen Erhebung Anfang März 1198 in Thüringen durch meist sächsische Fürsten hörte, focht er diese Kur an, weil sie nicht auf fränkischem Boden sowie ohne Mainz, Köln, Trier und Pfalz erfolgt war. Durch die Gunst der Umstände war Adolf Erster an der Kur und zugleich einziger der 4 fränkischen Vorkürenden. Adolf fand sich, obwohl ihn nun Philipp umwarb, mit dem vom englischen König und der Stadt Köln betriebenen, ihm selbst aber gefährlichen Königtum des Welfen OTTO IV. ab, den er am 9. Juni in Köln erhob und am 12. Juli in Aachen krönte, freilich bald nicht mehr unterstützte. Auf die Bestätigungsbitte antwortete Papst Innocenz III., dass er die Gewählten vorher auf Eignung und Würdigkeit zu prüfen habe. Adolf brach sogleich allen Verkehr ab, obwohl Innocenz III. Otto IV. bestätigte. Gegenüber dem päpstlichen Examinationsanspruch, der ebenfalls die Freiheit der fürstlichen Königswahl bedrohte, stellte der Erzbischof die Abwehr der STAUFER zurück. Gleichwohl wahrte er bei seinem Übertritt zu Philipp Ende 1204 voll seinen Rechtsstandpunkt: Philipp musste auf sein Königtum verzichten und wurde nach diesem Verzicht am 6. Januar 1205 in Aachen neu gewählt und gleich gekrönt. Dem freien Fürstenwahlrecht war damit für alle Zeiten im Reiche vor dem Geblütsrecht der Vorrang gesichert, ferner wurde fortan das Recht bestimmter, vor allem der 4 vornehmsten fränkischen Fürsten auf die ersten Kurrufe in bestimmter Rang- und Reihenfolge als unerläßlich für eine gültige Königswahl angesehen.
Am 19. Juni 1205 wurde Adolf abgesetzt, behauptetet sich jedoch in einigen Gebieten des Erzstifts gegen den Nachfolger Bruno von Sayn. 1208 unterwarf er sich dem Papst. Nach Kaiser Ottos Abfall vom Papst setzte ihn im April 1212 der Legat Siegfried von Mainz wieder in sein Amt ein. Innocenz ließ ihn ohne Bestätigung 4 Jahre ungestört amtieren, bis er 1216 eine Neuwahl freigab, die auf Adolfs Vetter Engelbert von Berg fiel.

Literatur


R. Knipping, Die Reg. der Erzbischöfe von Köln im Mittelalter II, 1901; III 1, 1909
C. Wolfschläger, Erzbischof Adolf von Köln als Fürst und Politiker, 1905
H. Stehkämpfer, Der Kölner Erzbischof Adolf von Altena und die deutsche Königswahl (1195-1205), HZ Beih. 2 NF, 1973, 5-83

Adolf I. von Altena war seit 1176 Domherr zu Köln und folgte 1193 seinem greisen Onkel Bruno II. als Erzbischof von Köln. Er war der Hauptgegner der Erbreichpläne von Kaiser Heinrich VI. und 1197/98 als Führer der englischen Partei Promotor der Wahl Ottos IV. von Braunschweig, den er 1198 in Aachen krönte. Er ging 1204 zu König Philipp über und wurde dafür von Papst Innocenz III. gebannt und für abgesetzt erklärt zugunsten von Bruno III. von Sayn. Er resignierte 1208, wurde 1212 durch die staufische Partei unter Erzbischof Siegfried von Mainz wieder restituiert und behauptete sich gegen Brunos Nachfolger Dietrich von Hengenbach. Er versuchte energisch, die herzogliche Macht in Westfalen wieder zur Geltung zu bringen und zerrüttete das Erzstift völlig. Er wurde 1216 zugunsten seines Neffen abgesetzt und blieb "Weihbischof".

Literatur


Engels, Odilo: Die Staufer. Kohlhammer : Stuttgart Berlin Köln 1972, Seite 116,121,123,124
Engels, Odilo: Stauferstudien. Beiträge zur Geschichte der Staufer im 12. Jahrhundert, Jan Thorbecke : Sigmaringen 1996, Seite 126,142 A,159A
Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. C.H. Beck : München 1994, Seite 128
Giese, Wolfgang: Der Stamm der Sachsen und das Reich in ottonischer und salischer Zeit. Franz Steiner : Wiesbaden 1979, Seite 206, 209
Stürner, Wolfgang: Friedrich II. Teil 1: Die Königsherrschaft in Sizilien und Deutschland 1194-1220, Primus : Darmstadt 1997, Seite 59-61,76,79
Thorau, Peter: Jahrbücher des Deutschen Reichs unter König Heinrich (VII.) Teil I, Duncker & Humblot : Berlin 1998, Seite 7,10,99,104,135,165
Wies, Ernst W.: Friedrich II. von Hohenstaufen. Messias oder Antichrist, Bechtle Esslingen 1998, Seite 28,38,43,66