Anmerkungen zum englischen Währungswesen

Gewichte und Zählweisen

Vorbemerkung 1: Die Angaben in Gramm sind mit Vorsicht zu genießen. Fast jede Quelle liefert leicht abweichende Gewichte. Die jüngste zuverlässige Quelle ist Zupko (1985). Eine sehr gute Übersicht findet man in Mahlig (2003).

Vorbemerkung 2: Trapp/Fried (2006), S. 28, weisen explizit darauf hin, dass die Waagen im Mittelalter recht ungenau sind. Bei Unsicherheiten bis zu 0,5g (!) hat man Pfennigmünzen nicht im Einzelnen betrachtet, sondern je Grundgewicht kontrolliert. Das heißt zum Beispiel, dass 240 Pfennige das vorgeschriebene Gewicht eines Pfundes (oder einer Mark, al marco) einhalten müssen.


Gewichte: Vergleich verschiedener englischer Pfunde
Einheit ounces grains
Troy Tower avdp. Troy Tower Gramm
Karlspfund (lb) 14 6300 8960 408,233
London pound 15 16 7200 10240 466,552
Avoirdupois pound 16 7000 9955,556 453,592
Merchants' pound 15 6750 9600 437,392
Troy pound 12 5760 8192 373,242
Tower pound 12 5400 7680 349,914
Das Verhältnis der Basisgewichte (also Troy grain (Gerstenkorn) und Tower grain (Weizenkorn)) ist mit Vorsicht zu genießen, weil beide Gewichte aus unterschiedlichen Systemen entspringen. Das Kaufmannspfund zu 15 Unzen à 640 Weizenkorngrän wird bis in das 14. Jahrhundert für fast alle Wahren außer Geld, Gewürze und Latwerge (breiförmige Arznei) verwendet; danach wird es vom Avoirdupois pound abgelöst.
bis 1526 Das Gewichtssystem aus dem 11. Jahrhundert stimmt zunächst mit der Zählweise überein. Insbesondere das Pfenniggewicht (pennyweight) und der Sterling (sterling penny) scheinen sich bis 1180 nicht zu unterscheiden. (Angaben aus Mahlig (2003)) und Du Cange (1883–1887), Bd. 3, Art. Esterlingus, S. 319):
pounds  marks  ounces  dwt  grains Gramm
Tower pound 1 3/2 12 240 7680 349,9144g
Tower mark (Gewichtsmark) 1 8 160 5120 233,275
ounce (oz) 1 20 640 29,159
pennyweight (dwt) 1 32 1,458
grain (Weizenkorn) 1 0,04556
Das Tower-Pfund ist das Standardgewicht für die königliche Münze in London wohl seit der Eroberung durch die Normannen und bleibt es bis 1526. Auf dieses Pfund beziehen sich alle Münzfüße in England, wobei das Sterling Silber 11 oz 2 dwt fein ist.
Man beachte, dass die Tower-Mark als ⅔ Pfund (233,275g) sehr nah bei der Kölner Mark (233,280g) jener Zeit liegt.
Gezählt wird seit dem 11. Jahrhundert auf der Basis des Schilling und des Sterling, wobei der farthing erst um 1279 eingeführt wird:
1 pound sterling (Zählpfund) = 20 shillings = 240 sterling pence = 960 farthings
1 mark sterling (Zählmark) = 160 sterling pence = ⅔ pound sterling
1 shilling = 12 sterling pence = 48 farthings
1 sterling penny = 2 halfpence = 4 farthings
Beispiel aus Mahlig (2003), S. 135: Im Jahr 1180 wird der Sterling aus 11 oz 2 dwt (925/1000) feinem Silber (Sterling Silber) eingeführt. Sein Verhältnis zu den französischen Pfennigen aus dem Jahr 1266 — also zum Denier parisis (schwerer Pfennige zu 0,415g Feinsilber) und zum Denier tournoise (leichte Pfennige zu 0,333g Feinsilber) — lässt sich wie folgt berechnen. Im Gegensatz zu Frankreich wird in England für die Ausmünzung des englischen Denier, also des sterling penny, die tatsächliche Feinheit des Silbers angegeben. Man erhält die Relation 1,25 Sterling penny = 5 Denier tournoise = 4 Denier parisis.
Weitere Anmerkungen: Oft findet man den sterling penny zu 22,5 Grän. Damit sind die etwas schwereren Troy-Grän (siehe unten) gemeint; also 240 pence auf 5400 Troy-Grän je Tower-Pfund. Mit der steigenden Aufzahl verringert sich natürlich das Gewicht: 242 pence ab 1247 unter Heinrich III.; 243 pence ab 1279 unter Edward I.; weitere Verschlechterung ab 1335 unter Edward III. Gleichzeitig entfernen sich das Gewichtspfund und das Zählpfund immer weiter. Vgl. Munro (1974), S. 328.
Außerdem ist auch das Troy-Pfund schon bekannt, denn Silber ist im Ausland nach dem Troy-Gewicht gekauft worden. Für ein bei der Münze abgeliefertes Troy-Pfund Silber hat man ein leichteres Towerpfund in Münzen erhalten. Die Differenz ist an den König gegangen.
In London als Hansestadt wird neben dem Tower pound auch das London pound angewendet, das auf dem Gerstenkorn-Grän, barley grain oder Troy-Grän basiert:
1 London pound = 4/3 Tower pound
1 London pound = 16 Tower (or London) ounces = 15 Troy ounces = 7200 Troy grain = 466,552g
1 Tower ounce = 20 sterling pence = 450 troy grains
1 Troy ounce = 480 troy grains
1 Troy grain = 0,0647989g (siehe unten)

Theoretisch müsste der sterling pence 22,5 Troy-Grän (1,458g) wiegen. Münzfunde, die viele Tausend solcher kaum abgenutzter Münzen Wilhelms des Eroberers enthalten, legen jedoch ein durchschnittliches Gewicht von 21,15 Troy-Grän nahe (Lyon (2006), S. 234.). Hilliger (1900), S. 207 meint daher, ein deutlich leichteres Tower pound ähnlich dem römischen Pfund unterstellen zu müssen. Dagegen geht Brand davon aus, dass zu Zeiten Wilhelms (um 1186) wohl eher um die 21 (statt 20) Pennies aus der Unze geschlagen worden sind, wenn es sich überhaupt um eine Troy-Unze gehandelt hat; vgl. hierzu Lyon (2006), S. 234..


Im frühen 14. Jahrhundert gelten die Kölner Mark und die Tower Mark als identisch (Witthöft (2002)). ( Zu Pegolottis Angaben über London Anfang des 14. Jahrhunderts siehe hier.) Das Verhältnis zum französischen Gewichtssystem poids de marc lässt sich über den Faktor 15/14 bestimmen. Wann jedoch das karolingische Pfund von 15 karolingischen Unzen auf 14 neue Unzen umgestellt worden ist, kann ich nicht sagen (Details).
1 karol. Unze (27,216g) × 15/14 = 1 tower ounce (29,159g)
Da 18 karolingische Unzen mit 16 französischen Troy-Unzen übereinstimmen ergibt sich der Faktor 15/14 × 16/18 = 21/20 zwischen dem livre poids de marc und dem London pound:
1 livre poids de marc (489,888g) = 21/20 × London pound (466,56g)
1 marc de Troyes (244,944g) = 21/20 × Tower mark (= Kölner Mark; 233,28g)
1 ounce de Troyes (30,618g) = 21/20 × Tower ounce (29,16g)
1 Esterlin (1,5309g) = 21/20 × pennyweight (= kölner Pfennig; 1,458g)
Die 1527 neu festgelegt englische ounce Troy unterscheidet sich von der Tower ounce um den Faktor 15/16 (siehe oben: London pound). Die Umrechnung lässt sich also mit 21/20 × 15/16 = 63/64 ergänzen um:
1 marc de Troyes (244,944g) = 21/20 × Tower marc (233,28g) = 63/64 × Troy marc (248,83g)
1 ounce de Troyes (30,618g) = 21/20 × Tower ounce (29,16g) = 63/64 × ounce Troy (31,104g)
Fazit: Das englische Troy-System lässt sich zwar aus dem französischen poid de marc ableiten, beide sind aber nicht identisch.

Zupko (1985), S. 319 berichtet außerdem von einem Kaufmannspfund (libra mercatoria, merchants' pound) zu 15 Unzen. (15 Unzen Variante des London pound.)
1 merchants' pound = 15 merchants' ounces = 6750 Troy grains = 437,4g
1 merchants' ounce = 450 Troy grains
1 Troy grain = 0,0647989g (siehe unten)
1 merchants' pound = 15 tower ounces = 9600 wheat grains = 437,4g
1 tower ounce = 640 wheat grains
1 wheat grain (Weizenkorn) = 0,04556g
Das Handelspfund wird für alle Güter außer Geld, Gewürze und Latwerge (medizinischer Brei) verwendet.
Entwicklung des sterling penny bis 1526:
Bei den folgenden Angaben gilt immer
1 Tower pound = 12 Tower ounces (oz) = 240 dwt = 5400 Troy grains = 349,914g
1 Troy pound = 12 Troy ounces (oz) = 240 dwt = 5760 Troy grains = 373,242g
1 pound sterling (£) = 20 shillings (s) = 240 penny sterling (d)
wobei sich die Gewichte der pennyweights (dwt) natürlich unterscheiden: 16 dwt alt = 15 dwt neu. Das ältere pennyweight wird oft mit dem sterling als Gewichtseinheit identifiziert, weshalb Lyon vom sterlingweight (swt) spricht.
Heinrich III. (Kg. 1216–72)
1 Tower pound = 1 £ = 349,914g
1 d = 1 dwt = 22½ Troy grains= 1,458g (1,349g Feinsilber)
1259:
1 Tower pound = 20s 2d = 242 d = 1,008 £
1 £ = 11,9 oz. = 238,017 dwt = 347,023g
1 d = 22,314 Troy grains = 1,446g
Eduard I. (Kg. 1272–1307)
1 Tower pound = 20s 3d = 243d = 1,0125 £
1 £ = 11,852 oz. = 237,037 dwt = 345,594g
1 d = 22,222 Troy grains = 1,44g (1,332g Feinsilber)
1 groat = 4 d (seit 1279)
Eduard III. (Kg. 1327–77)
1 Tower pound = 25s = 300d = 1¼ £
1 £ = 9 oz. 12 dwt = 192 dwt = 4/5 Tower pound = 279,931g
1 d = 18 Troy grains = 1,166g (1,0786g Feinsilber)
Heinrich IV. (Kg. 1399–1413); neuer Sterling Penny um 1412
1 Tower pound = 30s = 360d = 1½ £
1 £ = 8 oz. = 160 dwt = ⅔ Tower pound = 233,276g
1 d = 15 Troy grains = 0,972g (0,899g Feinsilber)
Eduard IV. (Kg. 1461–70 und 1471–83); neuer Sterling Penny von 1464
1 Tower pound [= 37s 6d] = 450d = 1,875 £ (Münzfuß für Schilling wie zuvor!)
1 £ = 6,4 oz. = 128 dwt = 0,633 Tower pound = 233,276g
1 d = 12 Troy grains = 0,778g (0,719g Feinsilber)
1 groat = 4 d = 48 Troy grains = 3,112g (2,877g Feinsilber)
1505; Korrektur des Schillings an den Penny von 1464
1 Tower pound = 37s 6d = 450d = 1,875 £
Heinrich VIII. (Kg. 1509–47); 1526 wird auf das Troy-Pfund (!) umgestellt.
1 Troy pound = 45s = 540d = 2¼ £ (shilling und penny neu)
1 £ = 5⅓ oz. = 106,667 dwt = 0,444 Troy pound = 165,885g
1 d = 10⅔ Troy grains = 0,691g (0,639g Feinsilber)
seit 1527: König Heinrich VIII. erklärt das Tower Pfund für illegal und ersetzt es durch das im 14. Jahrhundert eingeführte Troy-Pfund (lb.tr.). Damit sind auch alle Untereinheiten neu zu justieren. (Angaben aus Zupko (1985), S. xxxi bzw. Pantologia (1819), Art. Weights):
 pound  marks  ounces  dwt  grains Gramm
Troy pound (lb.tr.) 1 3/2 12 240 5760 373,242
Troy mark 1 8 160 3840 248,828
Troy ounce (oz.tr.) 1 20 480 31,103
pennyweight (dwt) 1 24 1,55517
Troy grain (Gerstenkorn) 1  0,0647989

Die Gewichtseinteilung in ounces (Unzen, ℥), drams (Drachmen, ʒ) und scruples (Skrupel, ℈) werden in Apotheken genutzt.
 pound  marks  ounces  drams  scruples  grains Gramm
Troy pound 1 3/2 12 96 288 5760 373,242
Troy mark 1 8 64 192 3840 248,828
Troy ounce 1 8 24 480 31,103
dram 1 3 60 3,888
scruple 1 20 1,296
Troy grain 1  0,0647989

In Schottland existieren zwei verschiedene Pfunde. Für Gold und Silber gilt das Pfund zu 5760 Troy grains. Für andere Güter von Fleisch über Flachs bis hin zu Eisen gilt das schottische Pfund zu 7616 Troy grains (493,517g). Letzteres Pfund wird auch holländisches (Amsterdam) oder französisches (Paris) Pfund genannt. Für heimische Produkte wird ein Pfund zu 9520 Troy grains (616,896g) verwendet. Vgl. hierzu Zupko (1985), Art. pound, S. 324.
1588: Neben dem Troy-Pfund existiert auch noch das Avoirdupois-Pfund, das später in Nordamerika angewendet wird. Zunächst hat dieses Pfund aus 15 Unzen (Troy ounces) bzw. 7200 Grän, also 466,55g, bestanden. In der Regierungszeit Elisabeths I. ist es dann um 1588 wie folgt umgestellt worden.
1 Troy grain (Gerstenkorn) = 0,0647989g (Basisgewicht wie zuvor)
1 avoirdupois pound = 7000 grains = 453,592
1 pound av.= 16 ounces av. = 256 drams av. = 7000 grains
Die oben angebenen nominalen Einheiten für das Zählpfund gelten nach wie vor.
Sterlingsilber ist eine Silberlegierung aus 92,5% (14,8 lötig) reinem Silber.
Anmerkung zu Pantologia (1819), Art. Weights
Während das englische Grain bis auf acht Nachkommastellen in Gramm ausgedrückt wird, ist die Umrechnung in französische Grain höchstens bis zur vierten Nachkommastelle genau. Folgende Verhältnisse werden angegeben: 9216 pariser Grain = 7561 Troy-Grain; 7021 pariser Grain = 5760 Troy-Grain; 8538 pariser Grain = 7000 Troy-Grain. Damit erhält man drei verschiedene Umrechnungsfaktoren.

Historische Anmerkungen England betreffend

Heinrich II. (1133–1189), König von England (1154–1189), Plantagenet
Richard Löwenherz (1157–1999), König von England (1189–1199)
Johann Ohneland (1167–1216), König von England (1199–1216)
Heinrich III. (1207–1272), König von England (1216–1272)
Eduard I. (1239–1307), König von England (1272–1307)
Eduard II. (1284–1327), König von England (1307–1327)
Eduard III. (1312–1377), König von England (1327–1377)
Heinrich IV. (1366/67–1413), König von England (1399–1413)
Heinrich VI. (1421–1471), König von England (1422–1461 und 1470–1471), Haus Lancaster
Eduard IV. (1442–1483), König von England (1461–1470 und 1471–1483), Haus York
Richard III. (1452–1485), König von England (1483–1485)
Heinrich VII. (1457–1509), König von England (1485–1509), Haus Tudor
Heinrich VIII. (1491–1547), König von England (1509–1547) und Irland (ab 1541)
Eduard VI. (1537–1553), König von England und Irland (1547–1553)
Elisabeth I. (1533–1603), Königin von England und Irland (1558–1603)
Jakob (James) I. (1566–1625), König von England und Irland (1603–1625), König von Schottland (1567–1625)
Karl I. (1600–1649), König von England, Schottland und Irland (1625–1649)
Karl II. (1630–1685), König von England, Schottland und Irland (1660–1685)

Schon früh (1363, Eduard III.) hat die englische Regierung versucht, das im Inland zirkulierende Geld auf englische Münzen zu schränken. Fremdes Geld muss daher entweder bei offiziellen Stellen getauscht werden (The Encyclopaedia Britannica, Art. Coinage) oder gegen Gebühr (seignorage = Schlagschatz) zum Beispiel im Tower oder in der Münze von Calais umgemünzt werden (van der Beek et al., 2009, S. 40). Hierzu kauft die Münze Silber nach dem Troy-Pfund an und händigt ein leichteres Troy-Pfund in Münzen aus. Die Differenz ist die Gebühr, die an den König geht.
1158: Heinrich II. (1154-1189) führt einen einheitlichen königlichen Pfennigtyp (Tealby-Typ) ein.
1180: Einführung des Sterlings, der bis 1351 in nahezu unveränderter Güte geprägt wird.
1279: Eduard I. verlegt die (Haupt-)Münze in den Tower von London.
1348: Neben Silbermünzen werden von nun an auch Goldmünzen hergestellt.
1360: Die erste Rate des Lösegeld für den französischen König Johann II. erreicht London und wird im Tower umgemünzt.
1489: Der Sovereign wird als Goldmünze im Wert von 20 Schilling eingeführt.
1526: Die Gewichte im Münzwesen werden umgestellt.
1544: Vor Heinrich VIII. werden Goldmünzen aus 23 7/8 karätigem Gold geschlagen. Unter Heinrich VIII. wird das sogenannte crown-gold für die Goldkronen auf 22 Karat reduziert. 1544 wird schließlich die Große Münzverschlechterung angeordnet. Um seine Kriegsführung und seinen extravaganten Lebensstil zu finanzieren, werden der Gold- und Silbergehalt der Münzen drastisch reduziert. (20 karätiges Gold und etwa 5⅓ lötiges Silber)
1547–1553: Während der Regierungszeit Eduards VI. verschlechtern sich die Münzen weiter aus den gleichen Motiven wie zuvor.
1553–1558: Nach anfänglichen Versuchen, das Münzwesen zu reformieren, gerät Maria I. in Geldnöte und die Münzen werden noch minderwertiger.
1560: Weil ausländische Kaufleute und Bankiers das entwertete Geld nicht mehr akzeptieren und in Gold bezahlt werden wollen, droht der Handel durch die englische Goldknappheit zusammenzubrechen. Elisabeth I. ordnet daher ein Ummünzung aller durch ihren Vater entwerteten Münzen an.
1642: Das Parlament übernimmt die Kontrolle über den Tower und die Münze. Allerdings wird weiterhin das Porträt von König Karl I. auf die Münzen geprägt.
1696: Wilhelm III. ordnet wegen der großen Zahl minderwertiger und gefälschter Münzen an, alle Silbermünzen einzusammeln und neu zu münzen (Great Recoinage).
Isaac wird zum Münzwardein ernannt. 1699—1727 bekleidet er als erster das neue Amt des Münzmeisters.
1703: Der in der Seeschlacht von Vigo erbeutete spanische Silberschatz wird in den Tower geschafft und zu Münzen verarbeitet.
1717: Die Doppelwährung (1 Guinea = 21 Schilling) basiert auf dem Bimetallismus aus Gold und Silber. Sie scheitert letztlich an dem ständig steigenden Silberpreis, so dass das minderwertige Goldgeld das unterbewertete Silbergeld verdrängt (Greshamsches Gesetz).
1797: Während der Wirtschaftskrise stoppt die Bank von England alle Goldzahlungen. Um schnell an englisches Geld zu kommen, werden fremde Münzsorten eingesammelt und das Porträt von König George III. wird einfach aufgestempelt.
1810: Wegen des technischen Fortschritts verlässt die Münze den Tower nach mehr als 500 Jahren.
1816: Die Goldwährung ersetzt den Bimetallismus, dessen Gundlage – das Tauschverhältnis von Gold zu Silber – nie adäquat fixiert worden ist.


Ausgewählte englische Goldmünzen

Angel, Engel Nobel oder Angelot
Der Angel

Engel Nobel, Angel bzw. Angelot

Engel Nobel, Angelot, Angel

Im September 1461 hebt Edward IV. den Wert des Nobel auf 8 shilling 4 penny an, ohne das Gewicht zu verändern. Bald darauf wird der Henricus Nobel durch den Rosennobel und den abgebildeten Angelot abgelöst. Dieser Angel zeigt im Avers den namengebenden Erzengel Michael.

ist eine englisch-französische Goldmünze, die von Heinrich VI. (Haus Lancaster) in Frankreich als Unterstück des Salut geschlagen worden ist. Munro (1974) berichtet, dass nicht Heinrich, sondern Edward IV. (Haus York) 1465 mit der Prägung begonnen hat. Als Münzfuß gibt er 67 ½ Stück auf das Tower Pfund 23 7/8 fein an (5,157g Feingold). Sein Gegenwert entspricht (zunächst) 6s 8d (= 80d = ⅓ Pfund) bzw. 3s 4d für den angelet (half angel).

Nach der Münzverschlechterung unter Heinricht VIII. wird der Angel zu 10 shillings oder 120 pence bewertet.

Crown oder englische (Gold-)Krone
Die Crown ist eine Nachahmung der französischen Krone und wird 1526 unter Heinrich VIII. eingeführt. 1 Goldkrone = 1 Silberkrone = 5 Schilling = 60 pence. Da der Goldkern der Krone rapide abnimmt (1526: 2,85g Feingold; 1601: 2,55g), wird sie im Handel kaum noch akzeptiert und muss 1663 durch die Guinea ersetzt werden.
Engel Nobel oder einfach Engel
siehe Angel
Guinea
Die Guinea

Guinea aus England

Guinea

Unter Karl II. wird die Guinea 1663 als Hauptgoldmünze Englands eingeführt. Zunächst entspricht 1 Guinea = 7,77g Feingold, ab 1670 nur noch 7,688g. Im Bimetallismus von 1717 wird 1 Guinea = 21 Schilling festgelegt.

wird 1663 unter Karl II. als Hauptgoldmünze Englands eingeführt und ist die erste Münze, die maschinell hergestellt wird. Zunächst gilt 1 Guinea = 7,77g Feingold (ab 1670: 7,688g) = 20 Schilling. Bis 1695 steigt der Wert auf bis zu 30 Schilling wegen der Verschlechterung der Silbermünzen. Bis zu ihrer Abschaffung 1817 gelingt es nicht, die Guinea in ein vernünftiges Verhältnis zum Schilling zu setzen, so dass sich das marktmäßige Verhältnis von Gold zu Silber (1 : 14,97) darin widerspiegeln würde. An diesem Mangel scheitert der Bimetallismus von 1717, der 1 Guinea = 21 Schilling fixiert hat.
Krone
siehe Crown.
Henricus Nobel
Gemeint ist der Nobel unter Heinrich IV. (1412–1464). Siehe Nobel.
Nobel
In England werden die ersten Nobel oder auch Schiffsnobel

Englischer Schiffsnobel

Englischer Schiffsnobel

König Edward III. von England lässt seit 1344 Nobel herausgeben, die in Erinnerung an den Sieg über die französische Flotte in der Seeschlacht von Sluis (1340) auf dem Avers den König auf einem Schiff zeigen.

1344 unter König Eduard III. herausgegeben; er ersetzt den erfolglosen florin von 1343. Die Goldmünze setzt sich bis Ende des 14. Jahrhunderts als Leitmünze im Nord- und Ostseehandel durch. Der Feingehalt des Nobel liegt bei 995/1000 (das ist 23 7/8 karätiges Gold). Bei 39½ Stück auf das Tower-Pfund ergibt sich ein ursprüngliches Raugewicht von 8,86g, was einem Feingewicht von 8,812g entspricht. Der Nobel wird zunächst auf 8,33g in der Goldprägeperiode 1346–1351 und in der Periode 1351–1377 auf 7,776g und schließlich 1411 auf 7,0g (Henricus Nobel) unter Beibehaltung von Feingehalt und Nennwert verringert.
bis Sep. 1464: 1 noble = 6s 8d = 80 pence = ⅓ pound sterling
ab Sep. 1464: 1 noble = 8s 4d = 100 pence
Die Erhöhung des Preise dient Edward IV. wohl nur dazu, den Nobel 1465 durch seinen Ryal noble und den Angel noble zu ersetzen.

Siehe auch: Nobel von Flandern und Burgund.

Pfund Sterling
Die britische Rechnungsmünze (1 Pfund = 20 Schilling = 240 Pfennig) wird immer wieder versucht auch als Goldmünze (z.B. Sovereign) abzubilden. Alle Versuche scheitern daran, dass sich die Silbermünzen relativ schneller als die Goldmünzen verschlechtern und so entsprechend dem Greshamschen Gesetz die Goldmünzen verdrängen. Erst mit der Goldwährung 1816 erhält der Sovereign als Ersatz für die Guinea die Geltung eines Pfund Sterling.
Ryal, Royal oder Rosennobel
Unter Eduard IV. werden 1465 englische Rosennobel

Rosennobel aus England

Rosennobel

Unter Edward IV. wird seit 1465 der Rosennobel als neue Goldmünze in leicht abgeänderter Form ausgegeben. Er zeigt auf der Vorderseite als Anspielung auf das Haus York, das mit Edward IV. auf den englischen Thron gekommen ist, zusätzlich eine auf das Schiff aufgelegte fünfblättrige Rose.

eingeführt, die sich vom Nobel vor allem durch die zusätzliche Rose des Hauses York auf dem Schiff im Avers unterscheiden. Geprägt werden 45 Stück auf das Tower-Pfund 23 7/8 Karat fein; sie wiegen also 7,776g rau bzw. 7,735g fein. Sie stimmen demnach exakt mit den Nobel von 1351 überein, werden aber zu 10 Schillingen (½ Pfund Sterling) festgesetzt. Der doppelte Ryal (= 1 Pfund Sterling) firmiert auch unter dem Namen Sovereign.
Die englischen Rosennobel sind nicht nur von ihren schottischen Verwandten, sondern auch von mehreren Nachprägungen z.B. in den Niederlanden, Jülich und Kopenhagen zu unterscheiden.
Ryal (schottisch)
Den Ryal oder Rosennobel gibt es in verschiedenen Varianten als englische oder schottische Goldmünze, aber auch als schottische Silbermünze. Der schottische Rose Ryal wird 1615– 1619 unter Jakob I. geprägt: 1 Rose Ryal = 13,74g Feingold = 30 Schilling.
Rosennobel (rose noble)
siehe Ryal.
Schiffsnobel
siehe Nobel
Sovereign
Der Sovereign

Sovereign aus England

Sovereign

Dieser Sovereign ist unter Heinrich VII. 1493–1495 geprägt worden. Im Revers wird die Tudor Rose dargestellt, die sich nach dem Rosenkrieg aus einer Kombination der roten und weißen Rosen von Lancaster und York ergeben hat.

wird 1489 unter Heinrich VII. als Goldmünze zu 20 Schilling (= 1 Pfund Sterling) eingeführt. Es werden 22½ Stück aus dem Tower-Pfund ausgemünzt (15,552g Raugewicht). Das Feingewicht ergibt sich zunächst aus der üblichen Feinheit von 23 7/8 Karat: 15,471g. Nach der Münzverschlechterung unter Heinricht VIII. wird der Angel zu 22 Schilling und später zu 22s 6d bewertet. Außerdem wird bis 1601 der Goldkern immer weiter bis auf 10,213g verringert.

Bei Einführung der Goldwährung 1816 wird der Sovereign mit 7,263g Feingold (also weniger als der Hälfte seines ursprünglichen Gewichts) zur Hauptgoldmünze in England.

Unite oder Unit
Unites

Unite

Unite

Der Unite wird unter Jakob (James) I., König von England und Irland (1603–1625) und später auch König von Schottland (1567–1625) eingeführt. Der abgebildete Unite stellt seinen Nachfolger Karl I. dar. Das Wappen im Revers weist ihn als König von England, Schottland und Irland aus.

werden 1604–1610 unter Jakob I. als englisch, schottische Goldmünze zu 9,2g Feingold geprägt. Unites werden zwar in Varianten auch unter Jakobs Nachfolger Karl I. bis zur Revolution gemünzt, erlangen aber keine größere Bedeutung.

Ausgewählte englische Silbermünzen

(Silber-)Krone
Die silberne Krone wird als Pendant zur goldenen Krone (also eine Art englischer Taler) vorübergehend 1551–1555 eingeführt. Erst 1604 wird sie wieder häufiger mit einem Gewicht von 28,546g Feinsilber geschlagen. Seit 1816 ist sie bloße Scheidemünze. 1605–1622 gibt es auch eine schottische Krone zu 60 Schilling schottisch.
Groat
Groats (und auch half groats) werden in Anlehnung an den niederländischen groot und den französischen gros tournois regulär seit 1351 unter Eduard III. ausgemünzt. Diese schwerste englische Silbermünze im Wert von 4 Pennies wiegt zunächst 4,57g (rau) bzw. 4,23g (fein). Unter Richard III. (1483–1485) bringt der Groat nur noch 3g Feinsilber auf die Waage. Später (1464–1526) führt Heinrich VII. einen neuen Typus mit gerade einmal 2,77g Feinsilber ein (112½ Stück auf das Tower-Pfund 11 oz 2 dwt fein). Bis 1836 sinkt der Silberkern auf 1,88g und 1856 wird die Prägung beendet. Vgl. Munro (1974), S. 320 und von Schrötter (1970), Art. Groat.
Testoon
Diese schottische Silbermünze ist 1553–1562 geprägt worden. 1 Testoon = 4,66g Feinsilber = 4 Schilling schottisch. Erstaunlicherweise wird diese Münzsorte zunächst schwerer (1555: 5,72g), verliert dann aber wieder an Gewicht (1562: 5,61g).

Zusammenfassung

Für die englische Währungspolitik sind vor allem zwei Muster bemerkenswert. Zum einen wird über Jahrhunderte versucht, heimisches und fremdes Geld zu separieren, so dass in England möglichst nur englische Münzen zirkulieren und keine englischen Münzen das Land verlassen. Diese Strategie behindert zwar den Handel, der Zwangsumtausch oder die Ummünzung sind zunächst aber lukrativ für den jeweiligen Münzherren. Zum anderen wird immer wieder versucht, einen Bimetallismus mit einem offiziellen Tauschverhältnis von Gold zu Silber vorzuschreiben. Alle hoheitlichen Maßnahmen scheitern jedoch schließlich an den faktischen Marktverhältnissen. Erst mit der Goldwährung von 1816 wird das Problem falscher, staatlich verordneter Relativpreise gelöst.